Die Batterien sind leer. Nichts geht mehr. Der Körper sagt: stopp!
Krankenstände und Frühpensionierungen mit psychischen Ursachen sind signifikant im Steigen. Das sollte uns zu denken geben.
Volle Power
Es ist ein Phänomen unserer Zeit. Die Leistungsgesellschaft bringt uns an die Grenzen: Höher, schneller, weiter, länger! Kann man den Wettkampf schon nicht gewinnen, so muss man wenigstens so weit wie möglich kommen. Wer das „Spiel“ vorzeitig aufgibt, gilt als Versager. Stress gilt als Indikator für Erfolg.
Wenn zu viele Forderungen auf uns einwirken, bricht alles zusammen. Das Burnout-Syndrom gilt leider immer noch nicht als medizinisch anerkannte Krankheit, aber es löst solche aus. Manchmal braucht es eine Krankheit, damit man die eigenen Grenzen – sich selbst! – ernst nimmt. Denn die Bedürfnisse von Körper und Seele lassen sich auf Dauer nicht ignorieren.
Stressfaktoren
Unsere Nerven sind nicht auf Dauerstress ausgerichtet, sondern nur auf akute Stresszustände. Wer sich über einen längeren Zeitraum strapaziert, brennt aus.
Burnout, früher als Managerkrankheit belächelt, trifft heute zunehmend Menschen in pflegenden Berufen oder pflegende Angehörige. Die beruflichen Belastungen sind nicht immer die schlimmsten. Oft liegen die Stressverursacher im Privaten oder alles kommt zusammen: Ein Zuviel an Pflichten trifft auf fein Zuwenig an Selbstschutz. Das Mittelmaß fehlt: Zuerst funktionieren wir ganz, dann gar nicht mehr.
Innehalten!
Es kommt unbedingt darauf an, die Gefahr zu erkennen und für sich selbst ein neues Wertesystem zu etablieren. Wenn man die Symptome sieht und das eigene Verhaltensmuster hinterfragt, wenn man rechtzeitig innehält – dann hat man die Chance auf ein besseres Leben.
Das Burnout kommt nicht plötzlich. Die ersten Anzeichen sind Ehrgeiz und extremer Fleiß. Später folgen Gereiztheit, Lustlosigkeit, Unruhe, sozialer Rückzug, Einsamkeit, depressive Verstimmungen, aber auch Ungeduld, Zynismus oder Gehässigkeiten gegenüber anderen Menschen. Und natürlich sind auch körperliche Erkrankungen immer auf ihre seelischen Ursachen zu hinterfragen.
Schlafstörungen, Angstzustände, Verdauungsprobleme.
Der Prozess
Ärzte sprechen von zwölf Phasen.
Freilich sind diese Stufen nicht fein abgezirkelt, sie gehen ineinander über und sind je nach Naturell unterschiedlich stark ausgeprägt. Wichtig ist, dass man sich Unterstützung holt. Viele Betroffene müssen erst lernen, Aufgaben zu delegieren und Verantwortungen abzugeben. Für die Krankheit selbst braucht es professionelle Hilfe durch Beratung (bis Stufe 8) und Therapie (ab Stufe 9).
Hilfe holen!
Es ist paradox: Das Bedürfnis, unter allen Umständen stark und tüchtig zu sein, bewirkt auf Dauer genau das Gegenteil. Es macht uns schwach und ängstlich. Dieser Kreislauf muss durchbrochen werden. Hilfe zu holen ist keine Schwäche, sondern ein selbstbewusster Akt. Und oft schon der erste Schritt zurück ins Leben.
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